
Erfahrungsbasiertes Qualitätsmanagement (EQM) bei Cannabis-Arzneimitteln
Automatisierte Patientenbefragung zur systematischen Qualitätssicherung
Die Abgabe von Medizinal-Cannabis bringt spezifische Anforderungen an die Qualitätssicherung mit sich. Auch bei industriell standardisierter Herstellung kann es zu Abweichungen kommen – etwa durch ungleichmäßige Trocknung, unvollständige Fermentation oder Schwankungen im Wirkstoffgehalt.
Bei Importprodukten können auch transportbedingte Faktoren eine Rolle spielen und die pharmazeutische Qualität einzelner Chargen beeinflussen, auch wenn die formale Dokumentation den Standards entspricht.
Beobachtungen aus der Anwendungspraxis durch Patient:innen über ein standisiertes, erfahrungsbasiertes Qualitätsmanagement können wertvolle Hinweise liefern – etwa auf Unterschiede in der Konsistenz, im Aromaprofil oder in der inhalativen Handhabung eines Präparats.
Diese Informationen gehen über das hinaus, was apothekerliche Prüfmaßnahmen und Herstelleranalysen im Rahmen der Wareneingangskontrolle abbilden können.
Standardisierte Beobachtungen zur Konsistenz, Geruchscharakteristik oder Inhalierbarkeit ermöglichen eine kontinuierliche Bewertung der tatsächlichen Anwendbarkeit – insbesondere bei Produkten, die wiederholt verordnet werden oder im Schwerpunkt des apothekeneigenen Sortiments stehen.
Für die Sortimentsgestaltung in spezialisierten Medizinal-Cannabis-Shops sind diese laufend erhobenen Daten nahezu unverzichtbar. Sie ermöglichen nicht nur eine evidenzbasierte Auswahl, sondern bilden zugleich die Grundlage für eine systematische Rückmeldung an Importeure und Hersteller.
Auf diese Weise lassen sich Auffälligkeiten strukturiert kommunizieren – mit dem Ziel, das Qualitätsniveau über die gesamte Lieferkette hinweg dauerhaft zu stabilisieren und weiterzuentwickeln.
Erfahrungsbasiertes Qualitätsmanagement (EQM) als Ergänzung klassischer Prüfverfahren
Ein systematischer Ansatz zur Verbesserung der Produktsicherheit liegt im erfahrungsbasierten Qualitätsmanagement (EQM).
Anders als klassische Prüfverfahren, die auf chemisch-analytische oder mikrobiologische Parameter fokussieren, ergänzt EQM diese durch standardisierte Rückmeldungen aus der Abgabe- und Anwendungspraxis.
Subjektive Angaben zur Produktanwendung als strukturierte Beobachtungsquelle
Moderne Cannabis-Shopsysteme wie der von CANAbene bieten die Möglichkeit, patientenseitige Bewertungen zu erfassen – automatisiert, standardisiert, anonymisiert und unabhängig vom Einzelfall.
Nach der Abgabe eines Produkts können Patientinnen und Patienten strukturiert Angaben zu sensorisch-funktionalen Merkmalen machen – etwa zur Konsistenz, zur aromatischen Ausprägung, zur Inhalierbarkeit sowie zur praktischen Handhabung im medizinischen Verdampfer. Diese Daten werden ausschließlich intern verwendet, unterliegen dem Datenschutz und dienen der kontinuierlichen Qualitätssicherung.
Die Apotheke erhält damit eine zusätzliche Beobachtungsebene zur Identifikation von Auffälligkeiten. Wiederkehrende Muster können aggregiert an Lieferanten oder Hersteller kommuniziert werden, um Rückkopplungen in der Lieferkette zu ermöglichen.
Indikationsbezogene Rückmeldungen als ergänzende Qualitätsebene
Ergänzend zur Erhebung sensorischer Merkmale kann die Patientenrückmeldung auch Angaben zur subjektiv wahrgenommenen Wirkung im Kontext der jeweils behandelten Indikation erfassen.
Diese freiwilligen Zusatzinformationen – etwa zur Unterstützung bei neuropathischen Schmerzen oder Appetitmangel – erfolgen anonymisiert und strukturiert. Sie ermöglichen es, Muster in der Versorgungspraxis zu erkennen, etwa bei Sorten, die bei bestimmten Indikationen regelmäßig positiv bewertet werden.
Solche Informationen bieten – unter Wahrung der regulatorischen Grenzen – eine zusätzliche Orientierung für die apothekeneigene Sortimentssteuerung und erlauben eine indikationsbezogene Qualitätssicht, die bislang kaum systematisch dokumentiert wird.
Erfahrungsbasiertes Qualitätsmanagement (EQM) – Nutzen für Versorgung und Sortimentssteuerung
EQM ersetzt keine therapeutischen Bewertungen, sondern dient als praxisnahes Frühwarnsystem innerhalb der pharmazeutischen Qualitätssicherung.
Die Apotheke kann ihre Sortimentsentscheidungen auf eine breitere Datengrundlage stellen und dokumentiert zugleich die Wahrnehmung ihrer Verantwortung im Rahmen der ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung.
Ein Instrument für eine differenzierte Marktumgebung
Im wachsenden und zunehmend komplexer werdenden Markt für Medizinal-Cannabis unterstützt erfahrungsbasiertes Qualitätsmanagement die Etablierung verlässlicher Standards.
Es stärkt die Position der Apotheke als qualitätsorientierter Versorger – und trägt dazu bei, Qualitätsaspekte über die gesamte Versorgungskette hinweg systematisch erfassbar zu machen.
CANAbene im Dialog
Sie haben Fragen?
Qualitätssicherung bei Medizinal-Cannabis wirft regelmäßig praxisbezogene Fragen auf – etwa zur Bewertung patientenseitiger Rückmeldungen oder zur Integration erfahrungsbasierter Beobachtungen in bestehende QM-Strukturen. Systematische Patientenrückmeldungen ermöglichen fundierte Erkenntnisse für die eigene Sortimentsgestaltung und können bei wiederholten Qualitätsmängeln zur Identifikation problematischer Lieferanten beitragen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist erfahrungsbasiertes Qualitätsmanagement (EQM)?
EQM ist ein Verfahren zur systematischen Erfassung von Patientenrückmeldungen zu sensorischen Qualitätsmerkmalen – zusätzlich zur klassischen pharmazeutischen Prüfung.
Welche Merkmale werden dabei erfasst?
Konsistenz, Geruchscharakter, Handhabung im Verdampfer und andere applikationsrelevante Eigenschaften – standardisiert und anonymisiert.
Kann erfahrungsbasiertes Qualitätsmanagement Hinweise auf indikationsbezogene Wirksamkeit liefern?
Ja. Ergänzend zur Rückmeldung sensorischer Merkmale sieht das erfahrungsbasierte Qualitätsmanagement die Möglichkeit vor, auch Angaben zur subjektiv wahrgenommenen Wirkung im Zusammenhang mit der jeweils behandelten Indikation zu erfassen. Die Angaben erfolgen freiwillig, anonymisiert und strukturiert – etwa bei Diagnosen wie MS, chronischen Schmerzen oder Appetitlosigkeit. Diese Informationen dienen nicht der Produktempfehlung, sondern ermöglichen eine zusätzliche Versorgungsperspektive. Wiederkehrende Muster können Hinweise darauf geben, welche Sorten in der Praxis bei bestimmten Indikationen besonders häufig als hilfreich beschrieben werden. So unterstützt EQM eine indikationsbezogene Qualitätssicht – ohne therapeutische Aussagen zu treffen.
Dient das Feedback der Empfehlung einzelner Produkte im Shop?
Nein. Die Apotheke nutzt die erhobenen Angaben ausschließlich zur internen Qualitätssicherung und zur gezielten Sortimentssteuerung. Eine Veröffentlichung erfolgt nicht.
Wie profitieren Apotheken davon?
Sie erhalten ein ergänzendes Frühwarnsystem zur Identifikation wiederkehrender Qualitätsabweichungen und können strukturiert mit Herstellern kommunizieren.
Wie ist das datenschutzrechtlich geregelt?
Alle Angaben erfolgen freiwillig, anonymisiert und DSGVO-konform. Eine personenbezogene Auswertung findet nicht statt.
Weiterführende Ressourcen:
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